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Doc Sportello - Contre l‘État islamique, contre la guerre – eine Kritik
Dienstag 5. März 2019
Dieses kleine Buch von Mathieu Pérez ist 2016 bei niet!éditions erschienen. Leider stellt der Verlag keine Informationen zum Autor zur Verfügung. Das Buch hat den Anspruch, „materialistisch“ zu sein [1], doch die angekündigte Zielsetzung ist zutiefst idealistisch: „Dieses kleine Buch will etwas zur Konstitution einer Bewegung beitragen, die sich in Frankreich dem Krieg entgegenstellen würde, den Kriegen, welche Frankreich überall führt, wo es nur kann.“ [2] Der Ton ist gegeben. Der Autor beruft sich implizit auf die pazifistische Tradition der Arbeiterbewegung und möchte, dass seine Worte aufrütteln und die Aktivisten an ihre Pflicht erinnern, gegen den französischen Imperialismus zu protestieren.
Dieser Aspekt verdirbt einem ein bisschen den Spass bei der Lektüre dieses sonst eher nüchternen und gut dokumentierten Büchleins. Obwohl die vom Autor konsultierten Quellen in der Regel seriös sind, enthält der Text jedoch trotzdem einige Fehler. Der Autor behauptet z.B., Nichtregierungsorganisationen seien vom Islamischen Staat „toleriert“ worden, ohne diese zu erwähnen oder auch nur die geringste Quellenangabe zu liefern [3]. Gemäss dem Zeugenbericht eines Flüchtlings aus Deir ez-Zor ist ihr Verbot gar eine gezielte Strategie der Unterwerfung: „Als Daesh gekommen ist, sind alle Vereine verboten worden. Sie haben alles eingefroren. Alles konfisziert. Die Verarmung des Volkes war ihre Politik. Sie ist präzis und methodisch. Unter Daesh ist es unmöglich geworden, deine Familie zu ernähren, ohne den Treueeid zu schwören. Die Bewohner der Stadt taten es aufgrund der Armut, weil sie nichts mehr hatten.“ [4]
Vom türkischen Präsidenten Erdogan behauptet der Autor, „sein Bündnis mit dem Islamischen Staat“ sei „eine bekannte Tatsache“ [5]. Die Realität ist allerdings etwas komplexer. Waffenlieferungen aus der Türkei treffen freilich ziemlich regelmässig in Syrien ein, wie z.B. jene, welche vor ein paar Jahren einen Skandal ausgelöst hatte. Es ist auch wahrscheinlich, dass der Islamische Staat vom türkischen Militärapparat als geringeres Übel im Vergleich zur PYD betrachtet wird. Das reicht jedoch nicht, um von einem „Bündnis“ zu sprechen, die wirklichen Verbündeten der Türkei sind eher gemässigtere islamistische Gruppen wie z.B. der Jabhat Tahrir Suriya.
Das Verhältnis zwischen dem Islamischen Staat und der Nusrafront wird vom Autoren folgendermassen zusammengefasst: „Diese Gruppe [die Nusrafront] scheint am Anfang eine Art syrische Filiale des Islamischen Staates Irak zu sein, bevor sie autonom geworden ist und es im Juni 2013 zum Bruch kam, von da an berief sich die Nusrafront auf Al-Qaida.“ [6] Diese kurze Zusammenfassung enthält mehrere Ungenauigkeiten. So war z.B. die Nusrafront nie „eine Art syrische Filiale des Islamischen Staates Irak“. Das war nur in al-Baghdadis Kopf so [7], die Nusrafront hat sich dieser Fusion verweigert und als Reaktion auf diese Äusserungen offiziell Al-Qaida die Treue geschworen. All das geschah nicht im Juni 2013, sondern im April 2013. Im November 2013 gab al-Zawahiri al-Baghdadi die Anweisung, sich aus Syrien zurückzuziehen [8], letzterer zeigte sich unwillig, was gleichbedeutend mit dem Bruch mit Al-Qaida war. Was danach geschah, ist allseits bekannt.
Im Gegensatz zu McDonalds begnügt sich Al-Qaida mit einer einzigen Filiale pro Land. Fusionsentscheidungen liegen natürlich im Kompetenzbereich der Führung, nicht in jenem eines regionalen Emirs. Das Verhältnis zur irakischen Filiale war ohnehin schon ziemlich lange gespannt. Schon 2005 hatte al-Zawahiri al-Zarqawi einen Brief geschickt, um die Strategie der irakischen Filiale zu kritisieren, nur ein Jahr nachdem dieser ihm die Treue geschworen hatte. Al-Zawahiri kritisierte v.a. dessen sektiererische und antischiitische Strategie. Doch aufgrund der Tatsache, dass die irakische Filiale auf dem Schlachtfeld im Kontext der amerikanischen Besatzung über eine beträchtliche Feuerkraft verfügte, schien ein Bruch damals nicht in Frage zu kommen.
Abu Mus‘ab al-Zarqawi, der Gründer dieser undisziplinierten Filiale, war eine spezielle Figur in der jihadistischen Galaxie. Die Anführer von Al-Qaida entstammen meistens der guten Gesellschaft, der Vater Bin Ladens war an der Spitze der Saudi Bin Ladin Group, der grössten Baufirma des Landes, und der gegenwärtige Anführer von Al-Qaida, al-Zawahiri, ist Arzt und der Sohn einer bürgerlichen Familie. Al-Zarqawi entstammt der Unterwelt. Er wurde 1966 in einer industriellen Vorstadt von Amman in eine verarmte palästinensisch-jordanische Flüchtlingsfamilie geboren. In seiner Jugend machte er als Kleinkrimineller Karriere und Ende der 1980er Jahre entschied er sich, nach Afghanistan zu gehen. Während des Bürgerkrieges nach dem Abzug der Russen kämpfte er in den Reihen von Gulbuddin Hekmatyar. Er kehrte 1993 nach Jordanien zurück, wurde 1994 verhaftet und fünf Jahre später, am 29. März 1999, dank einer königlichen Amnestie auf freien Fuss gesetzt.
Er kehrte daraufhin nach Afghanistan zurück, um ein Trainingslager zu verwalten, das von Bin Laden finanziert wurde. Al-Zarqawi weigerte sich jedoch, ihm die Treue zu schwören und sich Al-Qaida anzuschliessen [9]. Erst fünf Jahre später, am 19. Oktober 2004, schwor er ihm öffentlich die Treue und seine Organisation Ansar al-Islam hiess von nun an Al-Qaida des Jihads in Mesopotamien, häufig schlichtweg Al-Qaida im Irak genannt. In seinem Brief an al-Zawahiri, der seiner oben erwähnten Antwort voranging, wird die Strategie des Islamischen Staats in groben Zügen skizziert: „Wenn wir sie [die Häretiker] mit einzelnen schmerzhaften Schlägen dazu bringen könnten, in den Kampf einzusteigen, könnten wir die Karten neu mischen. Der Regierungsrat wird dann nämlich keine Macht und keinen Einfluß [sic!] mehr haben, ebensowenig [sic!] die Amerikaner, die ja – wie von uns erwünscht – gemeinsam mit den Häretikern in den Kampf einsteigen werden. Zahlreiche sunnitische Regionen stellen sich dann – wohl oder übel – auf die Seite der Dschihad-Kämpfer, die somit über ein Territorium verfügen werden, von dem aus sie zu Operationen gegen die Häretiker in deren Hochburgen starten können, unterstützt von einer einleuchtenden Propaganda.“ [10]
Schon damals war al-Zawahiri skeptisch hinsichtlich der von al-Zarqawi vorgeschlagenen Strategie und er versuchte, es ihm auf diplomatische Art und Weise zu erklären: „Was [die Ignoranz der Massen über den angeblich ketzerischen Charakter des Schiismus] erklärt, weshalb viele unter jenen, welche euch lieben, sich fragen, wieso ihr die Schiiten angreift, eine Frage, die noch dringender wird, wenn ihr Moscheen angreift, umso mehr, wenn es sich um die Grabstätte des Imams Ali ibn Abi Talib (möge Gott ihm gnädig sein!) handelt. Ich denke, dass, was immer du auch tun magst, um diesen Punkt zu erklären, es die einfachen Muslime nie akzeptieren und immer ablehnen werden.“ [11] Die Analyse dieser Periode ist unumgänglich, wenn man den Konflikt zwischen der Nusrafront und dem Islamischen Staat verstehen will.
Diese Filiale wurde 2007 zum Islamischen Staat im Irak, nach dem Tod ihres Anführers Abu Omar al-Baghdadi wird er 2010 durch Abu Bakr al-Baghdadi ersetzt. Pérez fasst diesen Kontext nur ganz kurz zusammen, obwohl er fundamental ist, um die wahrhaften ideologischen Differenzen zwischen Al-Qaida und dem Islamischen Staat zu verstehen. Ausserdem ist der Konflikt auch von der sozialen Zusammensetzung des Jihadismus geprägt: „Doch das Gefühl der unwiderstehlichen Expansion, das damals diese Ideologie und die Bewegungen, die sich darauf berufen, auszeichnet, ruht auf einem äußerst brüchigen gesellschaftlichen Fundament. Das Bündnis zwischen der armen städtischen Jugend und der frommen Mittelschicht, das von den Intellektuellen, welche die islamistische Doktrin erarbeiten, verkündet wird, widersteht den langwierigen Auseinandersetzungen mit den Machthabern nur schlecht. Diese bemühen sich mit wachsendem Erfolg, die beiden sozialen Gruppen innerhalb der Bewegung gegeneinander aufzuwiegeln, indem sie hinter ihrem gemeinsamen, aber vagen Willen, den islamischen Staat zu errichten und die Scharia zum Maßstab aller Dinge zu machen, die Gegenläufigkeit ihrer konkreten Interessen aufdecken.“ [12]
Die islamistische Bewegung wird von dieser Spannung überdeterminiert, sowohl innerhalb der verschiedenen Gruppen als auch zwischen ihnen: „Beide Gruppen fordern zwar die Anwendung der Scharia und die Errichtung eines islamischen Staates, verbinden damit aber unterschiedliche Vorstellungen. Die Jugendlichen geben dem einen sozialrevolutionären Inhalt, während das Bürgertum darin vor allem die Gelegenheit sieht, die herrschenden Eliten abzulösen, ohne die gesellschaftliche Ordnung anzutasten […] Diese soziale Dualität ist ein zentrales Merkmal der islamistischen Bewegungen – ja sie macht geradezu deren Wesen aus […]“ [13] Dieser interjihadistische Klassenkampf ist ein wesentlicher Faktor, um den Bruch zwischen Al-Qaida und dem Islamischen Staat zu verstehen, das konfliktreiche Verhältnis zwischen der AIS und dem GIA während dem Bürgerkrieg in Algerien zwei Jahrzehnte zuvor wurde beispielsweise ebenfalls von dieser Spannung überdeterminiert [14].
Obwohl es sich natürlich nicht um ein mechanistisches Gesetz handelt, muss man zwangsläufig feststellen, dass der Islamische Staat in seinen Rängen mehr dem armen Proletariat oder der lohnabhängigen Mittelklasse entstammende Anführer zählt als Al-Qaida. Al-Qaida tendiert dazu, auf „den richtigen Zeitpunkt“ zur Gründung des Kalifats warten zu wollen, seine Kriegsstrategen lesen Mao und Che Guevara, während der IS eher dazu tendiert, Marighella zu lesen und das Kalifat „hier und jetzt“ zu wollen. Ohne Kapital kein Kalifat, das ist offensichtlich, doch jenes des IS ist eher eine Frucht seiner Plünderungswirtschaft als der Bourgeoisie in seinen Rängen. Und trotz dem Verlust eines beträchtlichen Teils seines Territoriums hat die Gruppe ihren Kriegsschatz offensichtlich nicht verloren.
Im Gegensatz zu dem, was Pérez zu glauben scheint, beschränkt sich die Ursache dieser jihadistischen Bewegungen also nicht auf die „französischen Kriege“ [15]. Zumindest weiss er, wer angefangen hat: „Wir müssen, im Fall, der uns beschäftigt, mit der Idee abschliessen, es sei Daesh gewesen, der angefangen, der Frankreich ‚den Krieg erklärt‘ hätte, indem er Attentate auf dem französischen Territorium begangen hat. Das ist schlicht und einfach falsch: Die französische Armee bombardierte die Stellungen des Islamischen Staates, bevor dieser Verantwortung für irgendein Attentat in Frankreich übernahm.“ [16] Wenn man „de[n] Islamischen Staat“ durch „die dawla“ und „Frankreich“ durch „die Ungläubigen“ ersetzt, könnte der Abschnitt Wort für Wort in einer Nummer von Dar al-islam enthalten sein, der antiimperialistische Diskurs des IS dreht sich um das genau gleiche Argument. Die Verurteilung des französischen Imperialismus verwandelt sich in eine implizite Rechtfertigung des jihadistischen Imperialismus.
Wenn man also einmal bei der Schlussfolgerung des Buches angekommen ist, ist man ein bisschen enttäuscht, schliesslich stand sie schon im Titel. Eine weitergehende Analyse des jihadistischen Phänomens und etwas mehr historische und geographische Kontextualisierung wären weit interessanter gewesen als Ratschläge an Aktivisten, die einen abstrakten Pazifismus proklamieren. Es ist gewiss nicht das schlechteste Buch zum Thema, in dieser Kategorie ist die Konkurrenz mit Nicolas Hénin und Samuel Laurent nicht einfach auszuhebeln, aber auch bei weitem nicht das beste. Wenn man eine tiefgehende und nüchterne Analyse sucht, ist man z.B. mit Werken von Jean-Pierre Luizard oder Myriam Benraad einiges besser bedient, sie sind weit wertvollere Informationsquellen.
In der Perspektive, das Phänomen von einem kommunistischen Standpunkt aus zu analysieren, bleibt noch viel Arbeit. Die Textreihe „Kalifat und Barbarei“ (Teil 1 und 2 als Buch bei bahoe books) von Tristan Leoni ist ein guter Beginn, viele Punkte werden darin angesprochen und sie liefert eine brauchbare Analyse der Ideologie des Islamischen Staates und den geopolitischen Streitgegenständen im Nahen Osten, auch die sehr pointierte Analyse von Il lato cattivo ist ein wichtiger theoretischer Beitrag. Dieser „entnationalisierte“ [17] Islamismus ist sehr wohl zutiefst mit der Globalisierung des restrukturierten Kapitalismus verbunden: „Er [der Islamismus als innere Opposition] ist nicht ihr Widerspruch, sondern ihr Schatten.“ [18]
Obwohl er ein Produkt einer gescheiterten Modernisierung und des Niedergangs des panarabischen Nationalismus darstellt, führt er das Erbe des panarabischen Antiimperialismus in einer religiösen Form weiter, die Umma wird als von imperialistischen Ungläubigen belagert betrachtet. Es wäre jedoch notwendig, das bis anhin Gesagte mit einer fundierteren Analyse der wirtschaftlichen Funktionsweise einer jihadistischen Gruppe zu ergänzen. Der Islamische Staat ist nicht nur eine bewaffnete Gruppe mit dem Ziel, ein Kalifat zu verwirklichen, sondern auch eine Mafia.
Wir bräuchten also eine Theorie des kriminellen Kapitals. Denn, von einem rein abstrakten Standpunkt aus gesehen, „[herrscht] die Lohnarbeit […] in Mosul genau wie in Mailand“ [19], der Proletarier aus Mosul hat jedoch weit grössere Chancen, ein anderes Schicksal zu haben als jenes der Lohnarbeit denn jener aus Mailand. Wenn er vom Islamischen Staat zwangsrekrutiert wird, kann man dann noch von einem „Lohnarbeiter“ sprechen? Wenn ein Proletarier dem Kalifen die Treue schwört, legt er sein Leben in seine Hände, die Angst vor der Entlassung ist gleichbedeutend mit Todesangst. Das gleiche gilt für einen Proletarier, der sich der Camorra, Los Zetas oder der Mara Salvatrucha anschliesst. Doch was soll er sonst tun? In Anbetracht der heftigen Auswirkungen der Krise in den peripheren Zonen sind diese mafiösen Gruppen häufig die einzigen potentiellen Arbeitgeber. So gibt das kriminelle Kapital jenem überschüssigem Proletariat eine Anstellung, welches von den anderen Fraktionen des Kapitals schon lange aufgegeben worden ist, es wird zu seinem Dispositiv der Disziplinierung. Mafiöse Gruppen führen Kriege um die Kontrolle von Territorien und die damit einhergehende Erpressung von Mehrwertanteilen, hauptsächlich in den peripheren Zonen der globalen Wirtschaft, und sie versuchen in der Regel danach, die Beute in den befriedeten Zonen des Zentrums zu verstecken. Dieses Phänomen sollte im Zusammenhang mit der Restrukturierung und ihrer Krise, dem tendenziellen Fall der Profitrate und der Verwaltung des überschüssigen Proletariats analysiert werden. Eine Sache ist bislang gewiss: Im Gegensatz zu anderen Sektoren der globalen Wirtschaft, haben wir es hier mit einem Boomsektor zu tun, der womöglich ein Abbild der Zukunft ist.
Doc Sportello
November 2018
Contre l‘État islamique, contre la guerre – une critique
En 2016 est paru chez niet!éditions ce petit livre signé Mathieu Pérez. L’éditeur ne donne malheureusement aucune information quant à l’auteur. Le livre se veut « matérialiste » [20], alors que son objectif avoué est parfaitement idéaliste : « Ce petit livre se veut être une contribution à la constitution d’un mouvement qui, en France, s’opposerait à la guerre, aux guerres que mène la France partout où elle le peut. » [21] Le ton est donné. Évoquant implicitement la tradition pacifiste du mouvement ouvrier, l’auteur souhaite que ses paroles bouleversent et rappellent aux militants leur devoir de protester contre l’impérialisme français.
Cet aspect gâche considérablement le plaisir lors de la lecture de ce petit ouvrage sinon plutôt factuel et bien documenté. Les sources consultées par l’auteur sont en règle générale sérieuses, mais l’ouvrage contient quand même quelques erreurs. L’auteur prétend par exemple que des ONG auraient été « tolérées » par l’État islamique sans pourtant en citer ou donner la moindre source [22]. Selon le témoignage d’un réfugié de Deir ez-Zor, leur interdiction constitue même une stratégie d’assujettissement : « Quand Daesh est arrivé, toutes les associations ont été interdites. Ils ont tout gelé. Tout confisqué. Leur politique était d’appauvrir le peuple. C’est précis, c’est méthodique. Sous Daesh, il devenait impossible de nourrir ta famille si tu ne prêtais pas allégeance. Les habitants de la ville l’ont fait à cause de la pauvreté, parce qu’ils n’avaient plus rien. » [23]
Du président turc Erdogan, l’auteur affirme que « son alliance avec l’État islamique est un fait connu » [24]. Or, la réalité est un peu plus complexe que cela. Certes, des convois d’armes depuis la Turquie arrivent sans aucun doute très régulièrement en Syrie, comme celui qui avait causé un scandale il y a quelques années. Il est probable que l’État islamique soit vu par l’appareil militaire turc comme un moindre mal comparé au PYD. Cela ne suffit toutefois pas pour parler d’une « alliance », les véritables alliés de la Turquie sont plutôt des groupes islamistes plus modérés comme le Jabhat Tahrir Souriya.
Le rapport entre l’État islamique et le Front al-Nosra est résumé par l’auteur comme suit : « Ce groupe [le Front al-Nosra] semble avoir été au départ une sorte de succursale syrienne de l’État islamique d’Irak, avant de s’autonomiser, jusqu’à la rupture de juin 2013, date à laquelle le Front Al-Nosra se réclame d’Al-Qaida. » [25] Ce résumé sommaire comporte plusieurs imprécisions. Tout d’abord, le Front al-Nosra n’a jamais été « une sorte de succursale syrienne de l’État islamique d’Irak ». C’était le cas uniquement dans la tête d’al-Baghdadi [26], le Front al-Nusra a refusé cette fusion et il a prêté officiellement allégeance à Al-Qaida en réaction à ses propos. Tout ceci ne s’est pas produit en juin 2013, mais en avril 2013. En novembre 2013, al-Zawahiri a donné l’ordre à al-Baghdadi de se retirer de la Syrie [27], ce dernier s’est montré réticent ce qui était synonyme de rupture avec al-Qaida. La suite est connue.
Contrairement à McDo, al-Qaida se contente d’une seule succursale par pays. Les décisions de fusion appartiennent bien évidemment à la direction, et non pas à un émir régional. Le rapport avec la succursale irakienne s’était de toute manière tendu depuis bien plus longtemps. Déjà en 2005, al-Zawahiri avait envoyé une lettre à al-Zarqawi pour critiquer la stratégie de sa succursale irakienne, une année seulement après avoir reçu son serment d’allégeance. Al-Zawahiri a critiqué surtout la stratégie sectaire et antichiite de ce dernier. Mais, étant donné que sur le champ de bataille, la succursale irakienne avait une force de frappe considérable dans le contexte de la guérilla contre l’occupation américaine, une rupture complète ne semblait pas envisageable à ce moment-là.
Abou Moussab al-Zarqaoui, le fondateur de cette succursale indisciplinée, était une figure particulière dans la galaxie jihadiste. Généralement, les leaders d’al-Qaida sont issus de la bonne société, le père de ben Laden était à la tête du Saudi Bin Ladin Group, plus grand constructeur du pays, et le leader actuel d’al-Qaida, al-Zawahiri, est médecin et fils d’une famille bourgeoise. Al-Zarqaoui est issu de la pègre. Il est né en 1966 dans une banlieue industrielle d’Amman et issu d’une famille palestino-jordanienne appauvrie. Dans sa jeunesse, il a connu une carrière de petit criminel et à la fin des années 1980, il a décidé de gagner l’Afghanistan. Pendant la guerre civile suivant le départ des Russes, il s’est battu dans les rangs de Gulbuddin Hekmatyar. De retour en Jordanie en 1993, il a été arrêté en 1994 et cinq ans plus tard, le 29 mars 1999, libéré grâce à une amnistie royale.
Il est retourné en Afghanistan pour gérer un camp d’entraînement bénéficiant du soutien financier de Bin Laden. Al-Zarqaoui a toutefois refusé de lui prêter allégeance et de rejoindre al-Qaida [28]. C’est seulement cinq ans plus tard, le 19 octobre 2004, qu’il lui a publiquement prêté allégeance et que son organisation Ansar al-islam a été rebaptisée Al-Qaida du jihad en Mésopotamie, appelée souvent al-Qaida en Irak. Dans sa lettre à al-Zawahiri précédant sa réponse mentionnée ci-dessus, la stratégie de l’État islamique est esquissé dans ses grandes lignes : « Si nous pouvons leur [aux hérétiques] infliger des coups douloureux, l’un après l’autre, afin de les amener au combat, nous pourrions alors redistribuer les cartes. Le Conseil de gouvernement n’aura dès lors plus de valeur ni d’influence, ni même les Américains qui reviendront au combat avec les hérétiques, comme nous le souhaitons. Alors, qu’elles le veuillent ou non, de nombreuses régions sunnites se rangeront aux côtés des combattants du jihad, et ces derniers se seront assurés un territoire d’où ils pourront repartir frapper les hérétiques au sein même de leurs régions, le tout soutenu par une propagande claire. » [29]
Déjà à l’époque, al-Zawahiri n’était pas tout à fait enthousiaste quant à la stratégie proposée par al-Zarqaoui et il a essayé de lui le faire comprendre de manière diplomatique : « Ce qui [l’ignorance des masses sur le caractère prétendument hérétique du chiisme] explique que beaucoup de ceux qui vous aiment se demandent pourquoi vous attaquez les chiites, une interrogation qui grandit lorsque vous attaquez des mosquées, encore plus si cette attaque est lancée contre le tombeau de l’imam Ali ibn Abi Talib (que Dieu l’agrée !). Je pense que, quoi que tu fasses pour éclaircir ce point, les simples musulmans ne l’accepteront pas, et qu’ils le rejetteront toujours. » [30] L’analyse de cette période est indispensable pour comprendre le conflit entre le Front al-Nusra et l’État islamique.
En 2007, cette succursale est devenue l’État islamique en Irak, après le décès de son leader Abou Omar al-Baghdadi, Abou Bakr al-Baghdadi l’a remplacé en 2010. Pérez ne résume que très brièvement tout ce contexte-là, il est pourtant central pour comprendre la véritable divergence idéologique entre al-Qaida et l’État islamique. En outre, ce conflit est aussi lié à la composition sociale du jihadisme : « Mais le sentiment d’expansion irrésistible qui galvanise alors cette idéologie et les mouvements qui s’en réclament est basé sur des fondements sociaux extrêmement fragiles. L’alliance entre la jeunesse urbaine pauvre et les classes moyennes pieuses, scellée par les intellectuels qui élaborent la doctrine islamiste, résiste mal à des affrontements de longue haleine contre les pouvoirs établis. Ceux-ci s’emploient avec une efficacité croissante à dresser les deux composantes du mouvement l’une contre l’autre, en exposant l’antagonisme entre leurs aspirations concrètes, par-delà leur volonté commune mais floue d’instaurer l’État islamique et d’appliquer la chari’a. » [31]
Cette tension surdétermine la mouvance islamiste, à la fois à l’intérieur des différents groupes et entre ceux-ci : « Comme nous le verrons plus loin, ces deux groupes [la jeunesse urbaine pauvre et la bourgeoise pieuse], s’ils réclament en chœur l’application de la chari’a et l’instauration de l’État islamique, ne s’en font pas la même représentation. Les premiers lui donnent un contenu socialement révolutionnaire, tandis que les seconds y voient surtout l’occasion de se substituer aux élites en place, sans bouleverser les hiérarchies de la société. Cette ambiguïté est au fondement de la mouvance islamiste contemporaine. » [32] Cette lutte des classes interjihadiste est un facteur essentiel pour comprendre la rupture entre al-Qaida et l’État islamique, la même tension surdéterminait par exemple le rapport conflictuel entre l’AIS et le GIA pendant la guerre civile en Algérie deux décennies plus tôt [33].
Même si ce n’est évidemment pas une loi mécaniciste, force est de constater que l’État islamique compte bien plus de leaders issus du prolétariat pauvre ou des classes moyennes salariées qu’al-Qaida. Al-Qaida a tendance à vouloir attendre « le bon moment » pour fonder le califat, leurs stratèges de guerre lisent Mao et Che Guevara, tandis que ceux de l’État islamique ont plutôt tendance à lire Marighella et à vouloir le califat « ici et maintenant ». Pas de califat sans capital, évidemment, mais celui de l’État islamique provient bien davantage d’une économie du pillage que des bourgeois dans ses rangs. Et malgré la perte d’une bonne partie de son territoire, le groupe n’a de toute évidence pas perdu son trésor de guerre.
Contrairement à ce que semble croire Pérez, la cause de ces mouvements jihadistes ne se résume donc pas par les « guerres françaises » [34]. Il sait du moins qui a commencé : « Il faut, dans le cas qui nous occupe, en finir aussi avec l’idée selon laquelle ce serait ‘Daech’ qui aurait commencé, qui aurait ‘déclaré la guerre’ à la France en perpétrant des attentats sur son territoire. C’est tout simplement faux : l’armée française bombardait les positions de l’État islamique avant que ces derniers ne revendiquent le moindre attentat en France. » [35] Si l’on remplace « l’État islamique » par « la dawla » et « France » par « les mécréants », le passage pourrait figurer tel quel dans un numéro de Dar al-islam, le discours anti-impérialiste de l’État islamique tourne exactement autour du même argument. La condamnation de l’impérialisme français se transforme en justification implicite de l’impérialisme jihadiste.
Une fois arrivé à la conclusion du livre, on est donc un peu déçu car elle est déjà dans le titre. Une analyse plus poussée du phénomène jihadiste et un peu plus de contextualisation historique et géographique auraient été bien plus intéressants que des conseils militants prônant un pacifisme abstrait. Ce n’est définitivement pas le pire livre sur l’État islamique, dans cette catégorie, avec Nicolas Hénin et Samuel Laurent, la concurrence est rude, mais de loin pas le meilleur non plus. Si l’on cherche une analyse historique poussée et sobre, des auteurs comme Jean-Pierre Luizard ou Myriam Benraad sont des sources d’information bien plus précieuses.
Il y a encore du travail à faire dans l’optique d’aborder le phénomène d’un point de vue communiste. La série de Tristan Leoni « Califat et barbarie » est un bon début, de nombreux points y sont abordés et elle fournit une bonne analyse de l’idéologie de l’État islamique et des enjeux géopolitiques dans le Moyen-Orient, une autre pierre à l’édifice est l’analyse très pointue fournie par Il lato cattivo. Cet islamisme « dénationalisé » [36] est bel et bien profondément lié à la mondialisation du capitalisme restructuré : « Elle [l’islamisme en tant qu’opposition interne] n’est pas sa contradiction mais son ombre. » [37] Produit d’une modernisation ratée et du déclin du nationalisme panarabe, il récupère pourtant l’anti-impérialisme de ce dernier dans une forme religieuse, l’oumma considérée comme assiégée par les impérialistes mécréants. Il serait cependant nécessaire de compléter tout cela par une analyse plus poussée du fonctionnement économique d’un groupe jihadiste. L’État islamique n’est pas seulement un groupe armé voulant implanter le califat, mais aussi une mafia.
Il nous faudrait donc une théorie du capital criminel. Car, d’un point de vue purement abstrait, « le salariat règne à Mossoul autant qu’à Milan » [38], le prolétaire de Mossoul a cependant bien plus de chances d’être destiné à autre chose qu’au salariat que celui de Milan. S’il est enrôlé de force par l’État islamique, peut-on encore parler d’un « salarié » ? Lorsqu’un prolétaire prête allégeance au calife, il met sa vie dans ses mains, la peur du licenciement est remplacée par celle de la mort. La même chose est valable pour le prolétaire qui rejoint la Camorra, Los Zetas ou la Mara Salvatrucha. Mais quoi faire d’autre ? Face à la violence des effets de la crise dans les zones périphériques, ces groupes mafieux sont souvent les seuls employeurs potentiels. Ainsi, le capital criminel donne un emploi à un prolétariat surnuméraire abandonné depuis longtemps par les autres fractions du capital, il en devient le dispositif de disciplinarisation. Les groupes mafieux mènent des guerres pour contrôler des territoires où racketter des parts de plus-value, principalement dans les zones périphériques de l’économie globale, et ils tentent généralement ensuite de planquer le butin dans les zones pacifiées du centre. Il faudrait examiner ce phénomène en lien avec la restructuration et sa crise, la baisse tendancielle du taux de profit et la gestion du prolétariat surnuméraire. Pour l’instant, une chose est sûre : contrairement au reste de l’économie globale, ce secteur est en plein boom et nous donne peut-être une idée de quoi demain sera fait.
Doc Sportello
Novembre 2018
[1] Siehe Mathieu Pérez, Contre l’État islamique, contre la guerre, La Mas d’Azil, niet!éditions, 2016, S. 10.
[2] Ebd.
[3] Siehe ebd., S. 42.
[4] Thomas Dandois, François-Xavier Trégan, Daesh, paroles de déserteurs, Paris, Gallimard, 2018, S. 116.
[5] Mathieu Pérez, op. cit., S. 102.
[6] Mathieu Pérez, op. cit., S. 90-91.
[7] Siehe Agence France-Presse, „Qaeda in Iraq Confirms Syria’s Nusra Is Part of Network“, 9. April 2013, online verfügbar, aber nur noch im Cache, ursprünglicher Artikel gelöscht.
[8] Siehe Agence France-Presse, „Zawahiri Disbands Main Qaeda Faction in Syria“, 8. November 2013, online verfügbar im Cache.
[9] Siehe Jean Rokbelle, « Die Organisation „Islamischer Staat“ – von der antischiitischen Ordnungsmacht zum quasi-staatlichen Kalifat » in Ismail Küpeli (Hg.), Kampf um Kobanê. Kampf um die Zukunft des Nahen Ostens, Münster, Edition Assemblage, 2015, S. 158.
[10] Abu Mus‘ab al-Zarqawi, „Auzüge aus dem ‚Brief an Bin Laden und al-Zawahiri“ in Gilles Kepel (et al., Hg.), Al-Qaida. Texte des Terrors, München/Zürich, Piper, 2006 [2005], S. 479.
[11] „Lettre d’al-Zawahiri à al-Zarqawi“ in Gilles Kepel (et al., Hg.), Al-Qaida dans le texte, Paris, PUF, 2008 [2005], S. 437-439. Auffallend ist der brüske Übergang zum Du. Dieser Brief von 2005 war in der französischen Erstausgabe nicht enthalten und fehlt somit in der deutschen Ausgabe.
[12] Gilles Kepel, Das Schwarzbuch des Dschihad. Aufstieg und Niedergang des Islamismus, München, Piper, 2004 [2000], S. 32.
[13] Ebd., S. 88-89.
[14] Siehe ebd., S. 90.
[15] Mathieu Pérez, op. cit., S. 97.
[16] Ebd., S. 109.
[17] Théorie communiste, "Das Erdöl, die Geschlechterfrage und die Taliban", Februar 2003.
[18] Ebd.
[19] Tristan Leoni, „Kalifat und Barbarei“, zweiter Teil: „Von der Utopie“, 2015, online verfügbar.
[20] Cf. Mathieu Pérez, Contre l’État islamique, contre la guerre, La Mas d’Azil, niet!éditions, p. 10.
[21] Ibid.
[22] Cf. ibid., p. 42.
[23] Thomas Dandois, François-Xavier Trégan, Daesh, paroles de déserteurs, Paris, Gallimard, 2018, p. 116.
[24] Mathieu Pérez, op. cit., p. 102.
[25] Mathieu Pérez, op. cit., S. 90-91.
[26] Cf. Agence France-Presse, « Qaeda in Iraq Confirms Syria’s Nusra Is Part of Network », 9 avril 2013, disponible en ligne en cache.
[27] Cf. Agence France-Presse, « Zawahiri Disbands Main Qaeda Faction in Syria », 8 novembre 2013, disponible en ligen en cache.
[28] Cf. Jean Rokbelle, « Die Organisation „Islamischer Staat“ – von der antischiitischen Ordnungsmacht zum quasi-staatlichen Kalifat » in Ismail Küpeli (éd.), Kampf um Kobanê. Kampf um die Zukunft des Nahen Ostens, Münster, Edition Assemblage, 2015, p. 158.
[29] Abou Moussab al-Zarqaoui, « Lettre à Ben Laden et al-Zawahiri » in Gilles Kepel (et al., éds.), Al-Qaida dans le texte, Paris, PUF, 2008 [2005], p. 413.
[30] « Lettre d’al-Zawahiri à al-Zarqawi » in ibid., p. 437-439. On notera le passage brusque au tutoiement.
[31] Gilles Kepel, Jihad, Paris, Folio, 2003 [2000], p. 28.
[32] Ibid., p. 114.
[33] Cf. ibid., p. 115.
[34] Mathieu Pérez, op. cit., p. 97.
[35] Ibid., p. 109.
[36] Cf. Théorie communiste, « Pétrole, sexe et talibans » in Théorie communiste, n° 18, 2003, p. 113.
[37] Ibid., p. 114.
[38] Tristan Leoni, « Califat et barbarie », 2e partie : « De l’utopie », 2015.